In vielen aktuellen Berichten geht es um das Thema Krankenstand. Ein hoher Krankenstand soll verantwortlich für viele negative Entwicklungen in der Wirtschaft sein. Dass sich häufige Ausfälle von Mitarbeitern aufgrund von Krankheit nicht gerade positiv auf das Geschäft auswirken, liegt auf der Hand. Doch was sind die Gründe für einen so hohen Krankenstand und was kann man dagegen tun?
Das Wichtigste in Kürze
Der hohe Krankenstand hat in Deutschland massive Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Handlungsbedarf besteht daher vor allem bei Arbeitgebern, da es an ihnen es liegt, ein gesundheitsförderndes Arbeitsklima zu schaffen.
Neben der physischen Gesundheit gilt es auch die psychische Gesundheit zu fördern.
Es gibt viele Maßnahmen, die Sie als Arbeitgeber ergreifen können, um einem hohen Krankenstand entgegenzuwirken und für mehr Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu sorgen.
Eine Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen hat interessante Beobachtungen ans Licht gebracht. Die deutsche Wirtschaft wäre im Jahr 2023 wohl gewachsen und hätte keine Rückschritte gemacht, wenn da nicht der hohe Krankenstand gewesen wäre. Er sei schuld daran, dass die Wirtschaft Deutschlands in die Rezession gedrückt wurde.
Es wurden zahlreiche Arbeitsausfälle verbucht, die zu nicht gerade geringen Produktionseinbußen geführt haben. Tatsächlich erlebte Deutschland im Jahr 2023 ein Allzeit-Hoch, was die Krankentage betrifft. Nicht nur die Produktion leidet darunter, sondern auch die Krankenversicherungen – es soll ein Minus erwirtschaftet worden sein.
Generell gilt: Der hohe Krankenstand bedroht das Bruttoinlandsprodukt und schadet jedem einzelnen betroffenen Unternehmen. Daher ist es schon allein im Interesse der Arbeitgeber, zu einer Verbesserung der Situation beizutragen. Ganz zu schweigen von der Belastung der Mitarbeiter – einem Arbeitgeber sollte das Wohlbefinden seiner Belegschaft am Herzen liegen.
Ein dominierendes Thema der letzten Jahre war die Corona-Pandemie. Sie betraf Deutschland allerdings nicht nur in den Jahren, in denen akut Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie getroffen wurden. Auch danach zeigen sich noch gewisse Auswirkungen, die unmittelbar mit dem aktuell so hohen Krankenstand zu tun haben.
Wie sich deutlich beobachten lässt, stieg die Zahl der Krankschreibungen erst im Herbst 2022 erheblich an. Das hat maßgeblich damit zu tun, dass in der Zeit davor streng darauf geachtet wurde, soziale Kontakte zu minimieren und Hygienemaßnahmen umzusetzen. Das dämmte nicht nur Covid-19, sondern auch herkömmliche Erkältungen und andere Krankheiten ein. Als die Regelungen gelockert wurden, kamen die Menschen, die sich zuvor von allem ferngehalten hatten, wieder in Kontakt mit Erregern. Die Zahl an Atemwegserkrankungen stieg und es gab vermehrt Grippewellen.
Mentale Gesundheit ist ein Thema, dem in vielen Bereichen immer noch zu wenig Beachtung geschenkt wird. Dabei ist sie absolut wichtig. Denn psychische Herausforderungen am Arbeitsplatz steigen immer weiter. Der Anspruch an das Personal verändert sich und neben körperlichen Strapazen ist es vor allem die Psyche, die aktuell auf dem Prüfstand steht.
Dennoch sind viele Unternehmen noch nicht auf diese neue Belastungssituation sensibilisiert. Und so wird psychischen Leiden häufig noch zu wenig Beachtung geschenkt, was zur Folge hat, dass diese sich nicht verbessern, sondern im Gegenteil nur schlimmer werden.
Immer mehr Menschen fühlen sich auch von der Arbeit mit anderen Menschen – meist Kunden – überfordert. Vor allem in der Kundenbetreuung kommt es daher zu einem hohen Krankenstand.
Folgende Ursachen können psychische Leiden nach sich ziehen:
Unter- oder Überforderung: Entsprechen Arbeitsaufgaben nicht den Potenzialen und Kompetenzen von Mitarbeitern, führt das häufig zu Frust.
Schlechte Organisation: Funktioniert immer einmal wieder etwas nicht, fällt die IT-Infrastruktur zum Beispiel immer wieder aus, kann das den Arbeitsablauf stören.
Hitze, Lärm und falsche Beleuchtung: All diese Faktoren haben langfristig einen Einfluss auf die Psyche eines Menschen.
Arbeitsumgebung: Gehen Mitarbeiter miteinander nicht freundlich um oder herrscht ein rauer Ton zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, wirkt sich das negativ aus. Vor allem dann, wenn die Arbeitsumgebung von Mobbing und verbaler oder körperlicher Gewalt geprägt ist, besteht dringender Handlungsbedarf.
Selbstverständlich sind diese Ursachen nicht immer alleinig dafür verantwortlich, dass eine psychische Erkrankung entsteht. Früher oder später ziehen sie jedoch einen hohen Krankenstand nach sich, da Mitarbeiter sich so unmöglich wohl an ihrem Arbeitsplatz fühlen können.
Zwar gibt es Gesetze, die Ergonomie am Arbeitsplatz vorschreiben, doch angekommen ist das noch lange nicht in allen Unternehmen. Vielen fehlt die nötige Ausstattung in Form von ergonomischen Möbeln, anderen mangelt es an Fachwissen. Viele Mitarbeiter wissen gar nicht, wie ergonomisches Sitzen wirklich geht.
Das – kombiniert mit langen Sitzzeiten im Büro – führt früher oder später zu Rückenbeschwerden und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems sowie des Bewegungsapparats. Da die Zahl an Bildschirmarbeitsplätzen steigt, ist dies ein großer Faktor, der für den hohen Krankenstand verantwortlich ist. Fakt ist: Der menschliche Körper ist nicht auf langes Sitzen ausgelegt.
Ein Mangel an Bewegung entsteht meist in Büros. Bildschirmarbeit lässt sich maximal im Stehen erledigen, nicht aber im Gehen. Viel Bewegung erhalten Mitarbeiter in solchen Berufen nicht. Da mangelnde Bewegung eine häufige Ursache für Erkrankungen ist, ist es nicht verwunderlich, dass es auch deshalb zu einem hohen Krankenstand kommt.
Vorsorge ist besser als Nachsorge. Daher sind vor allem in Zeiten eines hohen Krankenstands präventive Maßnahmen gefordert. Doch wie gehen Unternehmen am besten vor? Wenn Sie als Arbeitgeber damit beginnen möchten, dem hohen Krankenstand in Ihrem Unternehmen entgegenzuwirken, empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:
Ermitteln Sie, woher der hohe Krankenstand kommt.
Da es viele Gründe für einen hohen Krankenstand gibt, gilt es, zunächst Ursachenforschung zu betreiben. Immerhin gibt es in jedem Unternehmen andere ausschlaggebende Faktoren. Bei einigen sind es psychische Aspekte, andere sind körperlich überlastet und wieder andere haben nicht die nötigen Mittel und das Know-how an der Hand, um ihre Gesundheit zu verbessern.
Erstellen Sie eine Gefährdungsbeurteilung
Wie Sie eine Gefährdungsbeurteilung durchführen, steht Ihnen als Arbeitgeber offen. Grundsätzlich eignen sich als Grundlage folgende Dinge:
Auswertungen von Unfallmeldungen
Betriebsbegehungen und sicherheitstechnische Überprüfungen
Unfall- und Belastungsschwerpunkte
Mitarbeiterbefragungen
Ergreifen Sie passende Maßnahmen
Je nachdem, woraus der hohe Krankenstand in Ihrem Unternehmen resultiert, sind andere Maßnahmen ratsam. Wichtig ist auf jeden Fall eine präventive Vorgehensweise, um die Entwicklung von psychischen sowie physischen Erkrankungen schon im Keim zu ersticken.
Da der Krankenstand in deutschen Unternehmen alarmierend hoch ist, besteht definitiv Handlungsbedarf. Immerhin schadet er der Wirtschaft und somit auch jedem einzelnen Unternehmen, das davon betroffen ist. Wenn Ihre Mitarbeiter andauernd krank sind, bleibt im schlimmsten Fall Arbeit liegen, was zu Verzögerungen führt. Das wiederum kann Projekte behindern und die Kundenzufriedenheit schmälern. Kurzum: Eine hohe Krankenquote schadet Ihrem Unternehmen.
Es gibt allerdings noch einen weiteren Grund, aus dem Sie unbedingt Maßnahmen ergreifen sollten. Entscheiden Sie sich dafür, die Gesundheit Ihrer Angestellten zu fördern, steigert das Ihre Attraktivität auf dem Jobmarkt. Arbeitssuchende wenden sich eher an Sie als an andere Unternehmen, bei denen es keine Bestreben gibt, die Krankenquote zu senken. Damit bleiben Sie wettbewerbsfähig.
Außerdem tun Sie Ihren Angestellten etwas Gutes, wenn Sie sich aktiv für ihre Gesundheit einsetzen. Das wiederum erhöht deren Wohlbefinden und Zufriedenheit, was sich direkt auf die Produktivität auswirkt. Somit profitieren nicht nur Ihre Arbeitnehmer von Maßnahmen gegen einen hohen Krankenstand, sondern auch Ihr gesamter Betrieb.
Sei es aufgrund eines bereits hohen Krankenstands oder aus dem Bestreben heraus, ihn von Vornherein zu minimieren: Als Arbeitgeber liegt es an Ihnen, Maßnahmen zu ergreifen. Je nachdem, worin die Ursache für viele Ausfälle besteht, sind andere Vorgehensweisen zu empfehlen.
Die betriebliche Krankenversicherung – kurz: bKV – ist eine beliebte Möglichkeit, einem hohen Krankenstand entgegenzuwirken. Sie bietet für beide Seiten fast ausschließlich Vorteile. Zwar zahlen Arbeitgeber die Beiträge in diese Versicherung, doch die Vorteile überwiegen:
Schließen der Versorgungslücke: Angestellte genießen fast die gleichen Vorteile wie privat Krankenversicherte, wodurch eine höhere Gesundheit ermöglicht werden kann.
Attraktivität als Arbeitgeber: Durch das Angebot einer bKV stellen Sie sich als besonders wettbewerbsfähig auf dem Jobmarkt heraus.
Mehr Zufriedenheit: Wenn Sie aktiv dafür sorgen, die Gesundheit Ihrer Angestellten zu verbessern, danken sie Ihnen das in Form von mehr Zufriedenheit.
Höhere Mitarbeiterbindung: Zufriedene Mitarbeiter bleiben gerne in dem Unternehmen, in dem sie sich wohlfühlen.
Weniger Fehlzeiten: Langfristig lassen sich Fehlzeiten aufgrund von Krankheit minimieren. Sowohl psychischen als auch physischen Erkrankungen kann entgegengewirkt werden.
Sowohl in Büros als auch in vielen anderen Betrieben stellt die Ergonomie einen wichtigen Aspekt dar. Nur dann, wenn Mitarbeiter Möglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen, ergonomisch zu arbeiten, können sie selbst Maßnahmen ergreifen. Wichtig ist dafür unter anderem die richtige Ausstattung. In einem Büro sind das beispielsweise verstellbare Stühle und Tische.
Außerdem müssen Mitarbeiter über Ergonomie aufgeklärt werden. Nicht jedem ist sofort klar, wie man ergonomisch arbeitet. Schulungen helfen dabei, die Hilfsmittel entsprechend zu nutzen. Damit können Sie einem hohen Krankenstand entgegenwirken.
Die Ernährung hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen. Vor allem an stressigen Tagen ist es allerdings oftmals nicht so einfach, sich gesund zu ernähren. Nehmen Mitarbeiter dauerhaft ungesunde Fertiggerichte zu sich, ist es kein Wunder, dass sich ein hoher Krankenstand entwickelt.
Als Arbeitgeber können Sie dafür sorgen, dass in der Kantine gesunde Gerichte verfügbar sind. Überdies hinaus kann ein Obstkorb im Pausenraum, der mehrmals täglich mit frischem Obst befüllt wird, dazu animieren, ausreichend Vitamine zu sich zu nehmen. Eine Betriebsküche erfreut sich zudem großer Beliebtheit, da sich manche Angestellte gerne mitgebrachtes Essen aufwärmen oder gesundes Essen selbst zubereiten. Ein Essenszuschuss hilft Ihnen ebenfalls, sich aktiv an der gesunden Ernährung Ihrer Mitarbeiter zu beteiligen.
Und auch hier gilt: All die Möglichkeiten nutzen wenig, wenn Mitarbeiter nicht richtig damit umzugehen wissen. Nicht jedem ist klar, wie eine gesunde Ernährung aussieht oder wie sie sich in den Arbeitsalltag integrieren lässt. Ein Ernährungscoach kann im Zuge einer Schulung darüber aufklären und Ihren Angestellten entsprechende Tipps mit auf den Weg geben.
Ein hoher Krankenstand hat nicht immer physische Ursachen, sondern kann auch aufgrund psychischer Beschwerden entstehen. Oftmals sind sich Betroffene dessen selbst nicht bewusst. Oder aber sie scheuen sich davor, sich Hilfe zu suchen, da es sich bei vielen psychischen Beschwerden nach wie vor um „Tabu-Themen“ handelt.
Dem können Sie als Arbeitgeber entgegenwirken. Setzen Sie auf eine Sensibilisierung für mentale Gesundheit. Hier kann ebenfalls die Hilfe eines Experten, der Themen mit Einfühlungsvermögen anspricht, sinnvoll sein. Auch die Mobbing-Prävention fällt in diesen Bereich.
Manche Firmen bieten sie regelmäßig an: Gesundheitstage. In diesem Rahmen können Referenten zu Gesundheitsthemen eingeladen werden. Schulungen zur Ergonomie und Coachings zur richtigen Ernährung finden hier Platz. Zudem können hier Maßnahmen mit dem Team besprochen werden, sodass jeder Angestellte seinen eigenen Beitrag leisten kann. Die Einrichtung eines Gesundheitsbudgets kann hilfreich sein.
Vor allem im Büro kommt Bewegung oft zu kurz – dabei ist sie so wichtig für einen gesunden Körper und einen klaren Verstand! Daher sollte nicht auch der Betriebsausflug im Sitzen verbracht werden. Besser sind Aktivitäten, die Bewegung erfordern. Sportliche Betriebsausflüge helfen nicht nur beim Teambuilding, sondern können zur Gesundheit Ihrer Mitarbeiter beitragen. Nicht selten lässt sich damit ein hoher Krankenstand verhindern. Die Motivation steigt und die körperliche Gesundheit profitiert von der Bewegung!
Ein Mangel an Bewegung am Arbeitsplatz lässt sich auch mit gezieltem Training im Fitnessstudio ausgleichen. Doch nicht alle Menschen nutzen solche Möglichkeiten. Ein Grund dafür ist der hohe Kostenfaktor. Daher bietet es sich an, als Arbeitgeber für kostenlose oder vergünstigte Mitgliedschaften im Fitnessstudio zu sorgen. Damit animieren Sie Ihre Angestellten zu mehr Bewegung und steigern die Firmenfitness.
Als Arbeitgeber können Sie eine Reihe an Maßnahmen ergreifen, um einem hohen Krankenstand effektiv entgegenzuwirken. Doch es müssen nicht immer große Veränderungen sein. Wir von Probonio haben ein paar Tipps für Sie zusammengetragen, die Ihnen helfen, schon mit kleinen Dingen einen großen Unterschied für die Gesundheit Ihrer Angestellten zu machen:
Menschliches Interesse: Arbeitgeber sollten nicht nur so tun, als läge ihnen die Gesundheit der Mitarbeiter am Herzen. Wichtig ist, dass Sie sich aktiv und gerne um das Wohlbefinden Ihrer Angestellten kümmern. Indem Sie die oben genannten Maßnahmen ergreifen, sind Sie auf dem besten Weg, Ihr Interesse unter Beweis zu stellen.
Druck herausnehmen: Überlastung ist einer der häufigsten Gründe für einen hohen Krankenstand in einem Unternehmen. Überlegen Sie sich am besten, wie sich der Druck bei bestimmten Aufgaben herausnehmen lässt. Oftmals sind es schon kleine Veränderungen, die viel bewirken können.
Dankbarkeit: Das Gefühl der Undankbarkeit kann krank machen. Vor allem Erkrankungen wie Burnout können aus fehlender Wertschätzung resultieren. Achten Sie daher auf ein dankbares, wertschätzendes und vor allem respektvolles Arbeitsumfeld.
Unterstützung bei Gesundheitsthemen: Sei es ein regelmäßig stattfindender Gesundheitstag, die betriebliche Krankenversicherung oder ein Vortrag zur Sensibilisierung zum Thema Burnout –als Arbeitgeber können Sie mit Ihrer Unterstützung dazu beitragen, einen hohen Krankenstand zu senken.
Ein zuhörender Ansprechpartner sein: Wenden sich Ihre Mitarbeiter mit einem Anliegen an Sie, sollten Sie ein offenes Ohr haben. Besonders dann, wenn es um Veränderungen geht, die das Wohlbefinden am Arbeitsplatz beeinflussen, ist das wichtig.
Es gibt viele Gründe, die einen hohen Krankenstand verursachen können. Diese Ursachen zu kennen ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Denn dass der hohe Krankenstand die Wirtschaft schwächt, ist nur eine der vielen negativen Auswirkungen. Er ist ein Zeichen für eine starke Mitarbeiterbelastung. Um dieser entgegenzuwirken, können Sie als Arbeitgeber viel unternehmen. Mit der passenden Strategie lassen sich Ausfallzeiten minimieren und Angestellte können sich physisch und psychisch rundum wohlfühlen an ihrem Arbeitsplatz.