In der modernen Arbeitswelt herrscht ein Ungleichgewicht zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, was zu einem Wandel des Arbeitnehmermarkts geführt hat. Umso kritischer werden die Auswirkungen, wenn Mitarbeiter das Unternehmen verlassen und ein Mangel an Fachkräften entsteht. Allerdings gibt es einige Maßnahmen, die Arbeitgeber für eine starke Mitarbeiterbindung anwenden können. Wie sich Mitarbeiterbindung aufbaut und welche konkreten Maßnahmen für eine starke Personalbindung und geringere Fluktuation eingesetzt werden können, erfahren Sie in diesem Artikel.
Wird der Begriff Mitarbeiterbindung definiert, beschreibt dieser den Zusammenhalt zwischen Arbeitnehmern und dem Unternehmen, in dem sie angestellt sind. Im Rahmen des Personalwesens werden bestimmte Maßnahmen angewendet, um Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden. Diese Maßnahmen werden auch Retention Management genannt und verfolgen das Ziel, dass wichtige Fachkräfte und deren Fertigkeiten dem Unternehmen so lange wie möglich erhalten bleiben.
Die Bedeutung von Mitarbeiterbindung ist in den vergangenen Jahren vor allem vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels gestiegen. Hierfür möchten Arbeitgeber positive Anreize setzen, um die Mitarbeiter zu motivieren, leistungsfähiger zu machen und auch für neue Fachkräfte attraktiv zu wirken. Infolgedessen kann eine hohe Fluktuation verhindert und der Unternehmenserfolg gesteigert werden.
Die Personalbindung beginnt bereits vor dem Eintritt ins Unternehmen eines Mitarbeiters. Schon im Recruiting-Prozess muss die HR-Abteilung feststellen, ob Bewerber auch langfristig zum Unternehmen passen, wie bspw. zur Unternehmenskultur. Auch die Vorstellungen, die ein Bewerber für eine Anstellung mitbringt, müssen mit den Gegebenheiten im Unternehmen abgeglichen werden.
Auch ab Arbeitsantritt des Mitarbeiters muss die HR-Abteilung weiter an der Personalbindung arbeiten. Im Fokus stehen hierbei die Arbeitszufriedenheit und die Selbstverwirklichung der Arbeitnehmer. Hierbei kann es sich um bspw. um flexible Arbeitszeitmodelle oder Benefits wie steuerfreie Gutscheine oder Dienstfahrräder handeln. Welche Maßnahmen hier wirklich funktionieren, zeigen wir im Folgenden.
Der Hauptfaktor für die Wichtigkeit von Mitarbeiterbindung stellt der Wandel der Arbeitswelt und der daraus resultierende Fachkräftemangel dar. Vor allem um qualifizierte Fachkräfte müssen Unternehmen im Rahmen des „War for Talents“ immer mehr kämpfen. Mitarbeitern steht eine immer größere Auswahl an Jobs und Unternehmen zur Verfügung, was die generelle Fluktuation in Unternehmen erhöht. Denn sind Arbeitnehmer nicht zufrieden mit ihrem Unternehmen, können sie sich schnell einen neuen Arbeitgeber mit besseren Angeboten und Benefits suchen.
Das Problem: Arbeitgeber müssen für Themen wie Recruiting und Onboarding immer mehr Ressourcen aufwenden, die an anderen Stellen im Unternehmen wiederum fehlen. Vor allem ein häufiger Wechsel von Führungspersonen bringt Unruhe in funktionierende Abläufe und führt zu Unsicherheiten im Team.
37%
der Mitarbeiter in Deutschland können sich vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln.
Sorgt ein Unternehmen für eine starke Personalbindung, bringt dies einige Vorteile mit sich:
Mitarbeiter arbeiten produktiver und sind insgesamt leistungsfähiger.
Unternehmen, die ihre Mitarbeiter stark binden, sind attraktiver auf dem Arbeitsmarkt.
Die Fluktuationsrate im Unternehmen kann verringert werden.
Mitarbeiter, die lange im Unternehmen sind, können gewinnbringend eingesetzt werden und sind optimal in die Prozesse eingearbeitet.
Durch weniger Recruiting können hohe Kosten und Personalressourcen eingespart werden.
Weniger Onboarding und Einarbeitungen führen zu massiven Ressourceneinsparungen.
Zufriedene Mitarbeiter weisen insgesamt weniger Krankheitsausfälle auf.
Das gesamte Betriebsklima verbessert sich durch die langfristige Stärkung des Teamzusammenhalts.
Grundsätzlich fließen verschiedene Faktoren in die Mitarbeiterbindung ein. Hierbei steht inzwischen nicht mehr nur das Gehalt an oberster Stelle, sondern viele weitere Einflussfaktoren. Dies sind bpsw.:
Mitarbeiterführung und Unternehmenskultur: Eine klar kommunizierte Unternehmenskultur, die die Werte und Ziele des Unternehmens widerspiegelt, ist von hoher Bedeutung. Auch die Art und Weise der Mitarbeiterführung spielt hierbei einen wichtigen Faktor und sollte Werte wie Respekt, Wertschätzung und Vertrauen an oberster Stelle sehen.
Mitarbeiter-Benefits: Durch Benefits wie Gutscheine, Urlaubsgeld oder eine betriebliche Altersvorsorge zeigen Arbeitgeber Mitarbeitern Wertschätzung und binden sie langfristig an das Unternehmen. Der Mehrwert erhöht sich hierbei, wenn die Mitarbeiter-Benefits individuell auf die Mitarbeiterbedürfnisse angepasst werden. Ideen für Benefits für Mitarbeiter finden Sie hier.
Arbeitsbedingungen: Bedingungen im Arbeitsumfeld wie Familienfreundlichkeit, Teamevents, Arbeitszeitmodelle oder kostenloses Mittagessen sind wichtig für das Wohlbefinden. Dies führt wiederum zu einer starken Personalbindung und einer gesteigerten Motivation.
Weiterbildungsmöglichkeiten: Programme zur aktiven Weiterbildung von Arbeitnehmern sind vor allem für jüngere Fachkräfte von hoher Bedeutung. Hierbei kann es sich um Job Coachings, Mentoring-Programme oder Fortbildungen handeln.
Um konkrete Maßnahmen und Instrumente zur Stärkung der Mitarbeiterbindung zu eruieren, muss zunächst eine Betrachtung der verschiedenen Bindungsarten erfolgen. Insgesamt lässt sich die Mitarbeiterbindung in folgende Arten unterscheiden:
Kalkulatorische Bindung
Behaviorale Bindung
Normative Bindung
Und emotionale Bindung
Bei der kalkulatorischen Mitarbeiterbindung betrachtet der Mitarbeiter auf rationale Art und Weise, welche Vorteile und Nachteile sein Arbeitgeber im Vergleich mit anderen Unternehmen hat. Hierbei können Faktoren wie das Gehalt, Karrierechancen oder Arbeitszeiten abgewogen werden.
Folgende Maßnahmen können bspw. zur Stärkung der kalkulatorischen Mitarbeiterbindung eingesetzt werden:
Geldwerte Vorteile, bspw. über Sachbezüge, betriebliche Krankenversicherungen, betriebliche Altersvorsorge oder Dienstfahrräder
Flexible Arbeitszeitmodelle, wie Gleitzeit, Teilzeit, 4-Tage-Woche oder Remote Work
Aufstiegschancen durch feste Karrieremodelle, wie bspw. jährliche Beförderungsgespräche
Attraktive Gehälter durch bspw. Umsatzbeteiligungen, Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld
Die emotionale Personalbindung wird als die Bindungsart mit dem stärksten Einfluss betrachtet. Hierbei steht die Deckung der Ziele und Werte von Mitarbeitern mit dem Unternehmen im Fokus und sorgt dafür, dass die Mitarbeiter sich aktiv für das Unternehmen einsetzen und an das Unternehmen binden wollen. Eine emotionale Mitarbeiterbindung wird durch Wertschätzung, Vertrauen und Selbstverwirklichung erreicht.
Folgende Maßnahmen können bspw. zur Stärkung der emotionalen Personalbindung eingesetzt werden:
Wertschätzung durch Benefits, die den Mitarbeitern Freude bereiten und die Wichtigkeit ihrer Person für das Unternehmen verdeutlichen
Regelmäßige Feedbackgespräche inkl. Lob für erreichte Erfolge
Team-Events und Teambuidling, um die Beziehung zu Vorgesetzten und Kollegen zu stärken
Führungskräfteentwicklung als Basis für ein angenehmes Arbeitsklima, das durch Anerkennung und Wertschätzung geprägt ist
Wird von einer normativen Mitarbeiterbindung gesprochen, fühlen sich Arbeitnehmer aufgrund eines Gefühls der Verpflichtung zum Unternehmen oder Kollegen verbunden. Die normative Mitarbeiterbindung entsteht, wenn Mitarbeiter und Unternehmen das gleiche Ziel verfolgen. Zudem fühlt sich der Mitarbeiter aufgrund von ethisch-moralischen Werten verpflichtet, im Unternehmen zu bleiben.
Folgende Maßnahmen können bspw. zur Stärkung der normativen Mitarbeiterbindung eingesetzt werden:
Verantwortungsübertragung, um die Mitarbeiter aktiv zu fördern und deren Wichtigkeit für das Unternehmen zu verdeutlichen
Mitarbeiter aktiv weiterbilden, um die Weiterentwicklung sicherzustellen und ihre Fertigkeiten weiter auszubauen
Nachwuchsprogramme, um junge Mitarbeiter Karrierechancen zu bieten und deren persönliche Fähigkeiten zu erweitern
Förderung der internen Kommunikation, um das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten zu positiv wie möglich zu gestalten
Die vierte Ebene der Personalbindung beschreibt die behaviorale Mitarbeiterbindung, bei der der Hauptgrund für die Bindung das Festhalten an Gewohnheiten darstellt. Im Zuge dessen weisen besonders Mitarbeiter mit einer langen Betriebszugehörigkeit eine behaviorale Mitarbeiterbindung auf.
Folgende Maßnahmen können bspw. zur Stärkung der behavioralen Personalbindung eingesetzt werden:
Regelmäßige Teamevents, die gemeinsame Rituale schaffen und die Bindung zum Team stärken
Gemeinsames Mittagessen, das Arbeitgeber über einen Essenszuschuss finanzieren und eine tägliche Gewohnheit schafft
Wiederholende Aufgaben, um Gewohnheit im Tätigkeitsbereich zu schaffen
Was die richtigen Maßnahmen und Instrumente für das eigene Unternehmen sind, müssen Arbeitgeber selbst abwägen. Sinnvoll ist es, die verschiedenen Bindungsarten zu betrachten und zu eruieren, welche Art von Bindung noch besonders gestärkt werden muss.
Um die richtigen Maßnahmen und Instrumente für das Unternehmen zu finden, können Arbeitgeber die folgenden Punkte als Leitfragen verwenden:
Ist-Analyse: Welche Probleme bestehen derzeit im Unternehmen?
Mitarbeiterumfragen: Was wünschen sich die Mitarbeiter und was ist ihnen wichtig?
Maßnahmen-Analyse: Eignen sich die ausgewählten Maßnahmen für die Mitarbeiter?
Abgleich mit dem Unternehmen: Passen die Maßnahmen und Instrumente zur Unternehmenskultur, zu den Werten und zu den Zielen?
Transparente Kommunikation: Wie können die Mitarbeiter bei der Entscheidung und Mitgestaltung der Maßnahmen einbezogen werden?
Umsetzung der Maßnahmen: Wie kompliziert sind die Umsetzung und der Einsatz der Instrumente und Maßnahmen und wie kann dies ggf. vereinfacht werden?
Vor allem junge Talente zu gewinnen ist für Unternehmen eine wichtige, aber zugleich schwierige Aufgabe. Besonders Mitarbeiter der neueren Generationen sind aufgrund ihrer digitalen Fitness und innovativen Denkweise gefragt.
Jedoch hat sich auch die Personalbindung der Generation Z verändert. Die Mitarbeiter sind es gewohnt, eine große Auswahl an Möglichkeiten zur Verfügung zu haben und haben das Gefühl, nichts verpassen zu wollen. Umso mehr leidet die langfristige Bindung an private oder berufliche Dinge.
Um die Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung auf die Charakteristik der Generation Z auszurichten, können Unternehmen auf folgende Beispiel-Maßnahmen zurückgreifen:
Regelmäßiges Feedback geben: Da die Generation Z mit den sozialen Medien aufgewachsen ist und sie dadurch ständiges Feedback über z.B. Likes gewohnt sind, sollten Unternehmen regelmäßige Feedbackgespräche einrichten. So können Arbeitgeber dem Anspruch nach Austausch und Rückmeldung gerecht werden.
Teamzusammenhalt stärken: Ein positives Arbeitsklima mit einem kollegialen, freundschaftlichen Verhältnis ist ein wichtiger Zufriedenheitsfaktor für Mitarbeiter der Generation Z. Hierbei können Teamevents und eine positive Kommunikation helfen.
Faire Gehälter bieten: Mitarbeiter der Generation Z sind sich über den Fachkräftemangel bewusst und wissen, dass junge Talente hart umkämpft sind. Umso wichtiger ist es für sie, welche Vergütung und Mitarbeiter-Benefits ein Unternehmen Ihnen bietet.
Werte und Ziele kommunizieren: Werte wie Nachhaltigkeit oder Gleichbehandlung sind vor allem der jüngeren Generation immer wichtiger. Hierbei sollten Unternehmen ihre Werte und Ziele, bspw. im Rahmen der Corporate Social Responsibility klar kommunizieren.
Motivation und Struktur schaffen: Junge Talente wollen den Sinn in dem, was sie tun, sehen. Deshalb werden auch gerne mal Arbeitsschritte ausgelassen, wenn sie als unnötig angesehen werden. Umso wichtiger werden strukturierte Arbeitstage mit Zwischenzielen. Auch die Motivation muss aktiv gefördert werden, um die Mitarbeiter immer wieder im Arbeitsalltag abzuholen.
Neben den genannten Maßnahmen, um Mitarbeiter zu binden, zeigen wir im Folgenden noch ein paar Beispiele und Ideen auf, die Unternehmen zur Personalbindung für ein erfolgreiches Retention Management einsetzen können:
Attraktive Gehälter und Zuschüsse:
Digitale Essensmarken für kostenloses Mittagessen
Fahrtkostenzuschüsse, z.B. für das 49-Euro-Ticket
Internetpauschale für die privaten Internetkosten
Steuerfreie Gutscheine über den 50 Euro Sachbezug
Dienstfahrräder für private und berufliche Fahrten
Erholungsbeihilfe als Zuschuss zum Urlaub
Kindergartenzuschuss für Mitarbeiter mit Kindern
Rabatte für die eigene Produktpalette
Weihnachtsgeld
Tipp: Nutzen Sie steuerbegünstigte Zuschüsse wie bspw. steuerfreie Gutscheine, digitale Essensmarken oder die Erholungsbeihilfe, um attraktive Benefits zu bieten und gleichzeitig einige Kosten zu sparen.
Gesundheitsförderung
Betriebliche Krankenversicherung
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Sabbaticals
Betriebliche Gesundheitsförderung, z.B. über Kurse oder Ernährungsberatungen
Gemeinsames Training mit dem Team
Attraktives Arbeitsumfeld
Flexible Arbeitszeitmodelle
Verpflegung im Büro, bspw. durch Snacks und Getränke
Möglichkeit zum mobilen Arbeiten
Wertschätzende Kommunikation der Vorgesetzten
Ästhetisches und modernes Büro mit ergonomischer Einrichtung und Wohlfühlfaktoren
Weiterentwicklung
Weiterbildungsprogramme
Nachwuchsprogramme
Aufbau einer positiven Feedbackkultur
Verantwortungsübertragung
Möglichkeiten zum Karriereaufstieg
Einige Unternehmen machen bereits einiges richtig in Bezug auf das Thema Personalbindung – und profitieren durch ihr erfolgreiches Retention Management von geringen Fluktuationsraten. Das Unternehmen Rohde & Schwarz beschäftigt um die 10.000 Mitarbeiter und weist dabei nur eine Fluktuationsrate von unter 1% auf. Aber was macht dieses Unternehmen richtig?
Das Gehalt und zusätzliche Benefits werden regelmäßig auf die aktuelle Entwicklung des Markts angepasst, wodurch hier Fairness im Vordergrund steht. Zudem bietet das Unternehmen moderne Benefits wie ein Dienstfahrrad, betriebliches Gesundheitsmanagement oder ein eigenes Fitnessstudio an. Sogar die Kinderbetreuung ist direkt im Unternehmen möglich. Aber auch das Thema Weiterbildung wird hier groß geschrieben: Mitarbeiter können hier aus über 200 Angeboten jährlich wählen und sich somit kontinuierlich weiterentwickeln. Auch Förderprogramme für bspw. Bachelor-Absolventen können in Anspruch genommen werden. Nicht zuletzt setzt Rohde & Schwarz auf ein starkes Employer Branding und sorgt damit für eine hohe Arbeitgeberattraktivität.
Um als Unternehmen herauszufinden, welche Maßnahmen für die Mitarbeiterbindung entscheidend sind, sollten Arbeitgeber zunächst den aktuellen Stand analysieren. So lässt sich herausfinden, in welchen Bereichen es noch Bedarf gibt und wo vielleicht schon passende Maßnahmen bestehen.
Generell lässt sich sagen, dass ein starkes Retention Management vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen ein unverzichtbarer Faktor ist, wenn es um den Unternehmenserfolg geht. Hierbei müssen auch die Bedürfnisse der verschiedenen Generationen in Betracht gezogen werden, um die Maßnahmen und Instrumente optimal auf die Mitarbeiterbindung abzustimmen. Entscheidend sind hierbei vor allem die Möglichkeit zur Weiterentwicklung, attraktive Gehälter und Benefits und ein positives Arbeitsumfeld.
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